HERKUNFT DES VOLLBLUTARABERS
Pferde im Typ des Vollblutarabers finden wir schon als Felsenzeichnung eines Ur-Arabers aus frühgeschichtlicher, vermutlich 6000 bis 8000 Jahre alt, im Fezzan, Acacus-Gebirge, in der Lybischen Sahara. Zgstbm.
Dieser Pferdetyp, wie wir heute aus Knochenfunden, Zähnen und anderen Überresten wissen, existierte als ein Abkömmling der frühen Urwildpferde bereits vor 5000 bis 6000 Jahren im westlichen Teil Asiens (westlich des Indus). Mit einem Stockmaß von 100 bis 110 cm, schlankwüchsigem, edlem Körperbau, mit hoch angesetztem Schweif, kann dieses Pferd als Prototyp eines Arabischen Pferdes bezeichnet werden.
Es war ein Steppen- und Wüstenpferd, welches sich am Beginn der Domestikation mit etwas rahmiger erscheinenden, weiter östlich vorkommenden Abkömmlingen der frühen Urwildpferde vermischte. Auch diese stammten aus Gegenden mit klimatisch extremen Bedingungen, wie großer Hitze während des Tages und großen Temperaturunterschieden hin zur Nacht.
Infolge klimatischer Veränderungen und damit verbundener Notwendigkeit zu mehr Mobilität, Entdecken neuer Produktionsweisen, wie Metallverarbeitung und entstehendem Tauschhandel, bewegten sich die in den Steppen Asiens lebenden Völker weiter von Osten nach Westen – mit ihnen Esel, Kamel und die Pferde.
So kristallisierten sich durch Domestikation von wild lebenden Pferden im Laufe von ungefähr 3000 Jahren Pferde arabischen Typs heraus. Schon mindestens ab 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurden diese Pferde in Vorderasien, der Arabischen Halbinsel bis hin über den Sinai nach Ägypten beim Überwinden großer Entfernungen – ob geritten oder gefahren – zum Überbringen von Nachrichten, zur Jagd, zur Kriegsführung und Pferderennen genutzt. Dies belegen Darstellungen und Kunstwerke aus antiker Zeit. Auch in den mündlichen Überlieferungen und Erzählungen der Beduinen finden wir vieles über die Herkunft des Arabischen Pferdes.
Diese Figur aus der Eisenzeit, ungefähr 900 Jahre vor unserer Zeitrechnung, stellt einen berittenen griechischen Krieger dar.
Meldereiter brachten Botschaften mit den schnellen, ausdauernden Pferden.
Vor unserer Zeitrechnung waren bei den Völkern von den westlichen Grenzen Indiens über die asiatischen Steppen und Wüsten bis nach Kleinasien und Griechenland sowie hin zur Arabischen Halbinsel, nach Ägypten und Nordafrika Pferde hoch begehrt. Die Assyrer betrieben Zuchtstätten mit tausenden von Pferden. Mit ihnen eroberten sie fast ganz Vorderasien, Ägypten eingeschlossen.
Die Assyrer brauchten Tausende von Pferde, um die Beweglichkeit ihrer Truppen zu erhalten / Assyrer bei der Löwenjagd / Assyrischer Kriegerwagen
Assyrischer, berittener Bogenschütze. Über mehr als 1300 Jahre bestand das Babylonische Reich bis die Perser 537 vor unserer Zeitrechnung Babylon eroberten. Ungefähr 100 Jahre vorher besiegten die Babylonier gemeinsam mit den Chaldäern Assyrien und beendeten deren über Jahrhunderte andauernden Kriegszüge gegen die Nachbarvölker. Nur mit Hilfe der Pferde arabischen Typs war dieses möglich.
Babylonischer Heereszug gegen Assyrien / Chaldäischer Reiter
Seit ungefähr 1900 vor unserer Zeitrechnung lebten nomadisierende Araber, die Beduinen, auf der Arabischen Halbinsel. Mit der um 1100 vor unserer Zeitrechnung beginnenden Kamel- und Pferdezucht waren auch sie in der Lage, Angriffe der Assyrer abzuwehren.
Die Ägypter importierten ab ungefähr 2000 vor unserer Zeitrechnung neben Sklaven und Töpferwaren Pferde aus Palästina, Kanaan und Judäa. Nachdem die Anzahl der Pferde durch Zucht im eigenen Land zugenommen hatte, eroberten sie ab ungefähr 1600 vor unserer Zeitrechnung die Länder bis an die Grenzen der heutigen Türkei. Dort trafen sie auf erbitterten Widerstand der Hethiter, die ihrerseits Kanaan für sich beanspruchten. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelten die Ägypter Pferdezuchten in großer Anzahl. Die Schnelligkeit und Ausdauer der Pferde im arabischen Typ bedeutete Ausdehnung und Kontrolle über das innere Reich selbst, wie über die eroberten Gebiete.
Pharao Tuthmosis III jagte im Norden des heutigen Syrien Elefanten.Das Persische Reich entwickelte sich zur Großmacht nachdem König Kyros der Große 559 vor unserer Zeitrechnung seinem Großvater die Macht über Medien gewaltsam entrissen hatte. Die Meder waren unübertroffene Reiter, besonders ihre berittenen Bogenschützen waren berühmt und gefürchtet. Ihre Pferde galten als sehr schnell, sie stammten von den Herden in Baktrien und Parthien, östlich und südöstlich des Kaspischen Meeres.
Meder, berittene Bogenschützen / Persische Streitmacht / Kyros der Große erobert Babylon und erlaubt den dort gefangen gehaltenen Juden, nach Israel zurückzukehren.
Die Perser eroberten Lydien, in der heutigen Mitteltürkei gelegen, und auch die Städte und Siedlungen Ioniens, griechische Gründungen, trafen jedoch auf erbitterten Widerstand der dort in Kleinasien, der heutigen Westtürkei, ansässigen Bevölkerung. Diese verfügten über hervorragende Pferde im arabischen Typ, die aus den berühmten Zuchten Thessaliens stammten. Bekanntlich gelang es den Persern nicht, Griechenland zu erobern und sie mussten sich zudem aus den Küstenregionen Kleinasiens zurückziehen.
Ungefähr 200 Jahre später, 334 vor unserer Zeitrechnung, begann Alexander der Große mit eben diesen bereits selektiv auf Leistung, wie Ausdauer, Genügsamkeit und Schnelligkeit, gezüchteten Pferden den Feldzug gegen die Perser. Die inneren, charakterlichen Eigenschaften dieser Pferde entsprachen denen des Arabischen Pferdes, anständig, feurig, sanftmütig und ausgeglichen. Ihre Erscheinung soll voller Eleganz und Anmut gewesen sein.
Pferde aus Thessalien / Alexander der Große
So wie sich der Makedonier, Alexander der Große, nach Eroberung Griechenlands mit den Thessalischen Pferden nach Süden und Osten bewegte, so gab es auch eine Wanderung Keltischer Stämme aus Mitteleuropa bis nach Kleinasien. Dieser Stammesverbund siedelte mit seinen im Ponytyp stehenden Pferden in dem nach ihnen benannten Galatien in der heutigen Türkei südlich von Ankara gelegen. Die Galater vermischten ihre Pferde mit den dort bereits vorhandenen, im arabischen Typ stehenden Pferden. Es ist davon auszugehen, dass die Galater Kontakt zu ihrem Ursprungsgebiet pflegten, Handel betrieben, und so Pferde aus dem kleinasiatischen Raum nach Mitteleuropa gelangten. Auch die Römer brachten neben anderen, damals in Kleinasien lebenden Tierarten, Pferde, im arabischen Typ stehend nach Europa.
Die Galater auf ihrer Wanderung nach Kleinasien.
Erwähnt werden sollen auch die vielen Stämme und Völker, die über einen Zeitraum von fast 7000 Jahren mit den Pferden arabischen Typs in Berührung kamen und die Entwicklung dieser Pferde mitprägten. Zu erwähnen sind die zwischen Kaspischem Meer und Schwarzem Meer lebenden Skythen, ungefähr 500 bis 50 vor unserer Zeitrechnung, ein Volk mit ausgeprägter Pferde- und Reitkultur.
Weiter östlich und fast 1000 Jahre früher waren Kassiten, Elamiten und Mitanni ansässig. Im östlichen Mittelmeergebiet, dem so genannten „Fruchtbaren Halbmond“, lebten Kanaaniter, Phöniker, Amoriter und Israeliten. Auch diese Völker kamen mit den im arabischen Typ stehenden Pferden in Berührung. Man denke nur an die Erzählungen über die sagenumwobenen Pferde König Salomons. Manch einer ist heute der Meinung, die Linie El Dahma stamme von diesen Pferden ab.
Reger Handel mit östlich und nördlich ansässigen Völkern und südlich besonders mit den Ägyptern führten zu die Welt veränderndem Kulturaustausch. Pferde arabischen Typs, über Jahrtausende hinweg aus den Steppen und Wüsten Mittelasiens, waren in Ägypten und Arabien heimisch geworden.